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Gerätegestützte Therapie bei fortgeschrittener Parkinson-Krankheit

Eine gerätegestützte Therapie kommt infrage, wenn Medikamente nicht mehr ausreichen, um die Symptome zu kontrollieren.

Nicht-orale Therapieoptionen

Im Verlauf der Parkinson-Krankheit kann es passieren, dass die Medikamente nicht mehr zuverlässig wirken. Phasen mit Unter- und Überbeweglichkeit wechseln sich dann immer häufiger ab. Besonders betroffen sind Patient:innen, die täglich fünf oder mehr L-Dopa-Dosen einnehmen und trotzdem mindestens zwei Stunden pro Tag in einer OFF-Phase sind oder mindestens eine Stunde lang störende Überbewegungen (Hyperkinesen, Dyskinesien) haben. In solchen Fällen ist es sinnvoll, mit der behandelnden Neurologin oder dem Neurologen über weiterführende, gerätegestützte Therapien zu sprechen. Oft kann auch eine Beratung in einem spezialisierten Zentrum weiterhelfen.

Für die Behandlung der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit stehen derzeit diese gerätegestützten Therapien zur Verfügung:

Subkutane Foslevodopa/Foscarbidopa-Infusionstherapie

Bei dieser Therapie wird L-Dopa kontinuierlich über eine Pumpe ins Unterhautfettgewebe abgegeben – ähnlich wie bei einer Insulinpumpe. Die Infusion läuft rund um die Uhr, wobei verschiedene Laufraten eingestellt werden können. Oft lässt sich so die Anzahl der täglich benötigten Parkinson-Tabletten reduzieren und motorische Wirkschwankungen im Tagesverlauf ausgleichen. Auch nächtliche oder frühmorgendliche OFF-Phasen können sich dadurch verbessern.

Da das Medikament nicht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird, entfällt die oft schwierige Abstimmung zwischen Essen und L-Dopa-Einnahme. Allerdings kann es als Nebenwirkung zu Hautreizungen an den Einstichstellen kommen.

Subkutane Apomorphin-Infusionstherapie

Bei dieser Therapie wird der Dopaminagonist Apomorphin kontinuierlich über eine Pumpe ins Unterhautfettgewebe abgegeben. Dadurch lässt sich oft die Menge der täglich benötigten Parkinson-Medikamente reduzieren und motorische Wirkschwankungen im Tagesverlauf ausgleichen.

Die Infusion läuft in der Regel tagsüber für etwa 16 Stunden und wird nachts pausiert. Mögliche Nebenwirkungen sind Hautveränderungen an den Einstichstellen sowie gelegentliche Übelkeit, die jedoch mit einer Begleitmedikation gut behandelt werden kann. Außerdem können Blutdruckschwankungen auftreten.

Intestinales L-Dopa/Carbidopa

Bei dieser Therapie wird L-Dopa zusammen mit Carbidopa in Gelform über eine dauerhaft liegende Magensonde direkt in den Dünndarm abgegeben. Die Infusion läuft meist tagsüber für etwa 16 Stunden und wird nachts pausiert.

Durch die kontinuierliche Medikamentenabgabe lassen sich motorische Symptome verbessern und Wirkschwankungen ausgleichen. In vielen Fällen kann die orale Parkinson-Medikation dadurch sogar vollständig ersetzt werden. Zudem entfällt der sonst notwendige Abstand zwischen Medikamenteneinnahme und Mahlzeiten.

Mögliche Nebenwirkungen entstehen vor allem durch die Sonde selbst, etwa durch Fremdkörperreizungen oder ein Verrutschen des Sondenschlauchs im Dünndarm.

Intestinales L-Dopa/Carbidopa/Entacapon

Hier erfolgt eine Gabe von L-Dopa und Carbidopa in Kombination mit dem COMT-Hemmer Entacapon in Gelform, welches ebenfalls über eine dauerhaft einliegende Magensonde direkt in den Dünndarm abgegeben wird. Die Pumpentherapie erfolgt in den meisten Fällen ebenfalls ausschließlich tagsüber (ca. 16 Stunden) und wird nachts pausiert. Hierdurch ist in der Regel eine vollständige Beendigung der oralen Parkinson-Medikation möglich. Durch die Hinzunahme des COMT-Hemmers Entacapon kann ggf. eine niedrigere L-Dopa-Gesamtdosis pro Tag bei ebenfalls guter Wirksamkeit auf motorische Fluktuationen erzielt werden. Die Anlageweise und unerwünschte Wirkungen entsprechen im Großen und Ganzen denen der intestinalen L-Dopa/Carbidopa-Pumpe.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Bei dieser Therapie werden Mikroelektroden operativ in bestimmte Hirnregionen eingesetzt – bei Parkinson-Betroffenen meist beidseitig im Nucleus subthalamicus. Bevor eine THS-Operation in Betracht gezogen wird, sollten die möglichen Risiken und der erwartbare Nutzen ausführlich besprochen werden.

Die THS kann vor allem Symptome wie starken Tremor, Muskelsteifigkeit (Rigor) oder Wirkschwankungen im Tagesverlauf deutlich verbessern. Viele Betroffene können ihre orale Medikation reduzieren und erleben über Jahre hinweg eine spürbare Steigerung ihrer Lebensqualität. Allerdings wirkt die Therapie nicht auf alle Symptome gleichermaßen: Gangstörungen, Gedächtnisprobleme, Haltungsanomalien oder Sprechstörungen bessern sich in der Regel nicht und können sich in manchen Fällen sogar verschlechtern.

Die Operation sollte ausschließlich in spezialisierten Zentren durchgeführt werden, in enger Zusammenarbeit zwischen Neurochirurg:innen und Neurolog:innen. Ebenso wichtig ist die langfristige Nachsorge, um die Stimulationsparameter regelmäßig anzupassen und rechtzeitig einen möglichen Batterie-Wechsel einzuplanen. Auch diese Maßnahmen sollten in einem erfahrenen Zentrum erfolgen.

MR-gestützter Ultraschall (MRgFUS)

Dieses Verfahren nutzt fokussierten Ultraschall, um gezielt symptomverursachende Strukturen im Gehirn zu behandeln – ohne eine operative Öffnung der Schädeldecke. Dadurch ist das Risiko im Vergleich zur Tiefen Hirnstimulation (THS) geringer.

Dafür wird am Kopf ein helmförmiger Ultraschallwandler angebracht, der Ultraschallwellen präzise auf einen wenige Millimeter großen Bereich im Gehirn fokussiert. Die Wellen werden in Wärmeimpulse umgewandelt, wodurch Nervenzellen gezielt verödet werden – zum Beispiel solche, die einen starken Tremor auslösen.

Allerdings gibt es Einschränkungen:

  • Eine nachträgliche Anpassung ist nicht möglich – im Gegensatz zur THS lässt sich die Behandlung später nicht justieren.
  • Das Verfahren ist derzeit nur in wenigen spezialisierten Zentren in Deutschland verfügbar.

Individuelle Therapieentscheidung

Die Wahl einer gerätegestützten Therapie sollte immer in Rücksprache mit einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Dabei spielen nicht nur die motorischen Symptome, sondern auch nicht-motorische Beschwerden, individuelle Patientenmerkmale und persönliche Wünsche eine Rolle. Die neuen S2k-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfehlen ausdrücklich, diese Faktoren in die Entscheidung einzubeziehen.

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